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Unsere Bücherei platzte aus allen Nähten


Im Rahmen unserer Lesereihe “Literatur am Sonntagabend” konnten wir am vergangenen Wochenende 65 Interessierte zum Vortrag von Dr. Paul Murdoch in der Bücherei begrüßen. Damit stieß die Bücherei an ihre Grenzen, war doch letztlich jeder Winkel von Stühlen belegt und sogar der Boden diente als Sitzplatz. Hier gesellte sich auch unser Referent hinzu, da er aufgrund seiner Größe sonst die Sicht auf die Leinwand versperrt hätte.
Der Vortrag über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei großen Weltreligionen war äußerst interessant und aufgrund der Komplexität des Themas eine Herausforderung für die Zuhörer. Christentum und Judentum sind beide aus der Religion des Alten Testaments hervorgewachsen, aus religionswissenschaftlicher Sicht sind sie “ungleiche Zwillinge”. Vieles aus dem Alten Testament haben sie gemeinsam. Nach der Kreuzigung Jesu und der Zerstörung des Tempels in Jerusalem aber entwickelten sie sich unterschiedlich weiter. Das Judentum lehnte nach dem Bar Kochba Aufstand den Messiasgedanken und damit letztendlich auch Jesus ab, während hingegen der Islam Jesus, Maria und die Jungfrauengeburt anerkennt. Allerdings ist Jesus für ihn nicht Sohn Gottes (ebenso wenig wie sein Prophet Mohammed, der von 510 bis 532 als Offenbarer des Korans wirkte), sondern ein Mensch. Gott hat keine Kinder. Die Erlösung durch Jesus wird im Islam strikt abgelehnt.
Die 114 Suren des Korans wurden von Mohammed nur mündlich vorgetragen, „denn Gott habe die Regeln selbst vor aller Zeit auf eine wohlverwahrte Tafel geschrieben“. Den Koran ablehnen heißt, Gott zum Feind zu haben. Die Rezitation des Korans bringt Lohn, daher lernen ihn die Gläubigen auswendig, aber viele verstehen nicht, was sie sagen (wie in der christl. Kirche vor der Reformation, als die Gottesdienste in lateinischer Sprache abgehalten wurden). Jeder Buchstabe im Koran ist heilig, der Koran wird wie die Torah als Heiligtum behandelt.
Nicht so die Bibel: Im Gegensatz zu Koran und Torah darf die Bibel als Buch auch mal fremdgenutzt werden (z.B. einen Teller darauf abstellen), denn ihr Inhalt, ihre Botschaft ist heilig und das Befolgen entscheidend. Die Bibel ist wesentlich umfangreicher als der Koran, welcher viele Wiederholungen beinhaltet. Sie enthält Schriften von Hunderten von Autoren und ist ein Kollektivwerk, das über 1000 Jahre hinweg entstand. Die Texte sind aus unterschiedlichem Blickwinkel und für unterschiedliche Leser geschrieben worden. Auch enthält sie Gebete und Loblieder.
Der jüdische Kanon wurde erst 110 n. Chr. schriftlich festgelegt.

Mit langanhaltendem Beifall wurde Herr Murdoch gedankt. Er verzichtete auf ein Honorar, bat aber um eine Spende für den Verein „Internationale Informationsstelle für Religionsfreiheit Deutschland“ und das mit großem Erfolg: 220€ kamen zusammen für die so wichtige Arbeit dieses Vereins. Vielen Dank allen Spendern!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Paul Murdoch für seinen Vortrag und bei allen Gästen, die wir am Sonntag in der Bücherei begrüßen durften.

Murdoch
Referent Paul Murdoch am Boden sitzend inmitten der großen Gästeschar

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Redakteur / Urheber
Susanne Freudemann