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Nachricht

Mundart mit viel Herzblut
Von Froschabschleckern, Knöpfleswäschern und Schirmscheißer


Einen kurzweiligen Abend bescherte uns am vergangenen Sonntag Wolfgang Wulz mit seinen köstlichen Darbietungen zum schwäbischen Dialekt und schwäbischen Neckereien. Dabei streifte er insbesondere die Ortschaften Belsen, Dußlingen und Ofterdingen. Auch die Anekdote vom Mössinger, der auf dem Heimweg vom etwas außerhalb gelegenen Bahnhof ein dringendes Bedürfnis verspürte und sich mangels Sträucher hinter seinen aufgespannten Schirm setzte, fehlte nicht. So kamen nämlich die Mössinger zu ihrem Spitznamen Schirmscheißer. Alle Stühle waren besetzt und die Besucher lauschten erwartungsvoll dem Vortrag des Knöpfleswäschers (Herr Wulz stammt aus Heidenheim): Eine Frau wollte ihrem Mann das Mittagessen, bestehend aus einem Knöpfle (großer Kloß) und Braten, zur Arbeit bringen. Dabei sprang ihr ein Hund zwischen die Füße, sie stürzte und das Knöpfle fiel in den Dreck. Ihre schwäbische Sparsamkeit ließ sie das Knöpfle am Brunnen abwaschen bevor sie das Essen ablieferte…

Die Froschabschlecker wohnen in Breitenholz: ein Bauer genoss am Ufer des Goldersbach seine schön fette Flädlesuppe. Da sprang aus dem Bach ein Frosch hinein. Um das gute Fett zu retten, mit dem der Frosch nun umhüllt war, schleckte der Bauer ihn eben ab… Wolfgang Wulz erzählte auch von den Belsener Mondfängern, den neun verschiedenen Necknamen der Dußlinger und natürlich von den Ofterdinger Äckerlesmachern, die keinen Bahnhof wollten. Letzteres ergänzte das Ofterdinger Urgestein Gerhard Futter noch mit weiteren Informationen, die dem Autor bisher unbekannt waren und für die er sich bedankte: Manche Ereignisse würden eben nicht in den Büchern stehen, sondern nur mündlich weitergegeben.

Mit einem Höhepunkt endete der mit viel Herzblut gehaltene Vortrag: nach seinen Ausführungen zu den Tübinger Gôge, Raupe (Steigerung: Sauraupe) und Lateiner stimmte der Autor die Tübinger „Raupenhymne“ an, in die viele begeisterte Besucher mit einstimmten: „En dr Neckerhalde siebe ist e Scheißhaus ebe voll…“

Wir bedanken uns bei Wolfgang Wulz für seinen wunderbaren Vortrag und bei unseren vielen Gästen für ihr Kommen. Wir haben uns sehr gefreut, nach einem Jahr corona-bedingter Durststrecke endlich wieder eine Lesung in Ofterdingen durchführen zu können.

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Redakteur / Urheber
Susanne Freudemann