Volltextsuche auf: https://www.ofterdingen.de
Volltextsuche auf: https://www.ofterdingen.de

Nachricht

Buchpräsentation – Tipps von Susanne


Da unsere Buchpräsentation dieses Jahr erneut der Pandemie zum Opfer fiel, präsentieren wir hier die geplanten Buchvorstellungen von Susanne Freudemann.

Jarka Kubsowa: Bergland

Roman

Für ihr Romandebüt „Bergland“ lebteBergland von Jarka Kubsova die Autorin Jarka Kubsowa sieben Monate lang auf einem Bergbauernhof im Ultental. Mit starkem Einfühlungsvermögen erzählt sie die bewegende Geschichte vom harten Leben einer Familie, die auf dem höchstgelegenen Bergbauernhof Südtirols auf 1670m lebt. Dabei zeigt sie großen Respekt vor der Leistung der Frauen auf diesen Höfen. Frauen übernahmen ganz selbstverständlich Männerarbeiten wie Heuen, Ackern oder Umstechen, und waren außerdem zuständig für die oft vielen Kinder und den Haushalt.

1940er Jahre: Rosa ist zwölf, als ihre Mutter stirbt und sie daraufhin die kleineren Geschwister und den Haushalt versorgen muss. Ihre beiden älteren Brüder kehren nicht aus dem Krieg zurück, der Vater stirbt an gebrochenem Herzen. So übernimmt sie den Hof und keiner glaubt, dass sie es schaffen kann, denn es ist ein ewiger Kampf gegen Naturgewalten, Unwegsamkeit, Steilheit der Felder und Wiesen, gegen viele Auflagen und nicht zuletzt gegen die Einsamkeit.

In der Gegenwart leben Rosas Enkel Hannes und seine Frau Franziska sowie der Altbauer Sepp, Rosas Sohn. Sie sind auf Feriengäste angewiesen, um das jahrhundertealte Erbe des Hofes zu erhalten. Franziska muss sich, hochschwanger mit dem vierten Kind, neben der Landwirtschaft auch noch mit den extravaganten Feriengästen herumschlagen.

Für alle drei Generationen ist das Leben und der Erhalt des Hofes ein steter Kampf ums Überleben und jede fragt sich: gehen oder bleiben?

Jarka Kubsowas Roman ist sehr lesenswert. Interessant sind auch die riesigen Umwälzungen in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten.

Marco Balzano: Wenn ich wiederkomme

Roman

Marco Balzano widmet sich in seinem neuen Roman der illegalen Arbeitsmigration, den Pflegekräfte aus dem Osten.

Daniela lebt mit ihrer Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen am äußersten Rand Rumäniens. Um ihren beiden heranwachsenden Kindern Angelica und Manuel eine bessere Existenz zu ermöglichen, verlässt sie, wie viele Frauen aus Osteuropa, ihre Familie, um im gelobten Land Italien als Altenpflegerin zu arbeiten. Nachts schleicht sich Daniela heimlich fort, da sie es nicht erträgt, ihren Kindern in die Augen zu schauen. Diese sind entsetzt und vor allem der 12jährige Manuel fühlt sich im Stich gelassen, ist wütend. Er ist unendlich einsam und unterstellt seiner Mutter abgehauen zu sein, um in Italien ein besseres Leben führen zu können. Er scheitert in der Schule, wird zum Außenseiter und verunglückt schließlich schwer mit dem Moped. Manuels Unfall bringt die Mutter nach vier Jahren schwerster Arbeit in Italien zurück. Am Bett ihres im Koma liegenden Sohns erzählt sie ihm ihre Geschichte, die der vieler illegal arbeitenden Frauen gleicht, die durch Armut gezwungen werden, in einem wohlhabenden europäischen Land Arbeit zu finden, um ihre Familie durchzubringen. Daniela wollte nur ein Jahr wegbleiben, sie verzichtete auf freie Tage und ging nebenher noch putzen und dann wurden doch 4 Jahre daraus, nach denen sie physisch und psychisch am Ende war. In Rumänien hatte sich bereits der Begriff der „Italienkrankheit“ etabliert.

Das Buch ist eine Geschichte über Frauen, die gehen, und Menschen (Kinder und Ehemänner), die zurückbleiben. Marco Balzano spricht hier vom „modernen Sklaventum“. Ein wichtiger und sehr einfühlsamer Roman vorzüglich geschrieben und auch spannend zu lesen…

Klaus Zeh: Sophia

Sophia ist gerade einmal zehn Jahre alt, als das letzte bisschen ihrer Welt aus den Fugen gerät. Der geliebte Bruder kann sie nicht vor dem Unheil bewahren, auch nicht ihre Großmutter, der es sonst immer gelang, den gewalttätigen Vater mit verzweifelten Mitteln zu besänftigen. Seine wahre Brutalität offenbart sich an Sophias letztem Morgen auf dem verwahrlosten Bauernhof: er verkauft seine Tochter an Menschenhändler. Eine Abwärtsspirale aus Gewalt, Missbrauch und den Tränen eines kleinen Mädchens beginnt…

Untermauert wird die Geschichte mit Statistiken, welche aus Schätzungen internationaler Menschenrechtsorganisationen stammen und vom Autor zusammengetragen wurden.

Der Reutlinger Autor Klaus Zeh schrieb diese fiktive, literatrisch hervorragend umgesetzte Geschichte, um auf Menschenhandel, Kinderpornografie, Zwangsprostitution und sexuellen Missbrauch aufmerksam zu machen. Und er möchte die „Un-Kultur“ des Wegschauens bekämpfen.

^
Redakteur / Urheber
Susanne Freudemann