Städtebauliche Konzeption
Das denkmalgeschützte, 1523 erbaute Rathaus wird durch einen orthogonal ausgerichteten, schlanken und langgestreckten, dreigeschossigen Satteldachbaukörper ergänzt. Der L-förmige Gesamtbaukörper definiert den zur Bachsatzstraße orientierten Rathausplatz mit dem neuen Haupteingang. Die städtebauliche Neuordnung sorgt auch dafür, dass der historische Altbau an Prägnanz gewinnt und die Ortsmitte insgesamt aufgewertet wird. Neben dem Rathausbrunnen setzt ein großkroniger Baum, eine Dorflinde, neue Akzente auf dem Platz. Ringförmige Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Auf der Südseite des Erweiterungsbaus entsteht eine kleine, naturnah gestaltete Grünfläche. Ein Fußweg führt durch das translozierte, historische und ursprünglich auf der Giebelseite des Rathauses verbaute Doppelbogen-Portal und verbindet die Rathausgasse mit der Bachsatzstraße.
Baukörper und Funktion
Der Baukörper des Alten Rathauses mit seinem massiven Sockel und der Fachwerk-Fassade bleibt sowohl in der Außenansicht, als auch im Inneren weit gehen unverändert erhalten. Der kleine Anbau aus den 1990-er Jahren wird so umgestaltet, dass er sich harmonisch in den neuen Erweiterungsbau einfügt und dass sich zwischen Alt- und Neubau eine transparente Verbindung ergibt.
Der Neubau selbst ist als einfacher Zweibund mit Mittelflur konzipiert, mit einer tieferen Raumspange zur Platzseite und einer schmaleren zum Grünraum. Ein kubisches Windfangelement markiert den Rathauseingang. Vom Vorplatz gelangen die Besucher in ein attraktives, einladend gestaltetes Foyer. Daran schließt sich der durch raumhohe Glaswände abgetrennte Frontoffice-Bereich des Bürgerbüros an. Ihm sind zwei Backoffice-Räume zugeordnet. Unmittelbar am Foyer befinden sich auch das Haupttreppenhaus und der Aufzug, über den alle Geschosse des Alt- und Neubaus barrierefrei erschlossen werden.
Im 1. Obergeschoss sind die Büroräume für den Bürgermeister, für die Amtsleiter und deren Mitarbeiterstab sowie ein kleiner Wartebereich und ein Besprechungsraum angeordnet. Das Büro des Bürgermeisters befindet sich in prominenter Lage an der Westecke und bietet Ausblicke in zwei Richtungen.
Der neue Ratssaal im 2. Obergeschoss verfügt mit dem offenen Dachraum und den großzügigen Verglasungen an beiden Längsseiten über eine hohe innenräumliche Qualität. Vorgesehen ist eine runde Tischordnung mit zwei Ringsegmenten – für die Gemeinderäte und für die Verwaltung. Ihm zugeordnet sind das Saalfoyer, eine Teeküche, ein Stuhllager sowie ein Sanitär-Block mit Damen- und Herren-WC. Im Altbau ist auf dieser Ebene neben weiteren Büroräumen ein großer Sozialraum mit Küchenzeile angeordnet.
Der bestehende Ratssaal im Dachgeschoss des Altbaus wird zukünftig als Trauzimmer genutzt, der kleine Galerieeinbau entfällt. Im Dachraum des Neubaus befinden sich ein Technikraum mit der Lüftungszentrale für den Saal sowie Neben- und Abstellräume.
Der Erweiterungsbau ist voll unterkellert. Hier sind eine große Registratur mit Fahrschrankanlage, ein Lagerraum eine Umkleide mit Wasch- und Duschmöglichkeit sowie die Räume für die zentrale Haustechnik angeordnet.
Konstruktion und Materialwahl
Der Erweiterungsbau ist als Holzkonstruktion konzipiert. Lediglich das Untergeschoss sowie die aussteifenden Wände im Erdgeschoss und in den Obergeschossen werden in Stahlbeton ausgeführt. Im Bereich der Lochfassaden kommen an der Außenwand Brettsperrholzelemente zum Einsatz. Die großflächig geschlossenen Außenwandflächen und die tragenden Innenwände werden in Holzrahmenbauweise errichtet. Im Bereich der Gebäudemittelachse sind Unterzüge aus Stahl und Stützen teils aus Brettschichtholz und teils ebenfalls aus Stahl vorgesehen. Die Deckenplatten werden ebenfalls mit Brettsperrholz-Elementen konstruiert. Die Dachkonstruktion besteht im Wesentlichen aus Stahlrahmen mit dazwischenliegenden Elementen aus Konstruktionsvollholz-Rippen und Brettsperrholz-Platten.
Für die opaken Außenwandflächen ist eine vorgehängte hinterlüftete Fassade mit Keramikoberfläche geplant. Dabei kommen an den Längsseiten großflächige, plastisch gestaltete Platten zum Einsatz und an den Giebelseiten Keramik-Baguettes mit offenen, dunkel hinterlegten Fugen. Im Bereich der Baguette-Flächen können auch alle technisch erforderliche Öffnungen für die Außenluftansaugung, für die Fortluft und für die Entrauchung des Treppenhauses und des Ratssaals unauffällig integriert werden. Die gesamte Außenwand des Verbindungsbaus ist als Holz-Aluminium Pfosten-Riegel Fassade konzipiert und nahezu vollständig verglast. Beim Erweiterungsbau kommen Holz-Aluminium Rahmenfenster zur Ausführung. Die einzelnen, nahezu raumhohen Fensterelemente bestehen jeweils aus einem breiten festverglasten Teil und einem schmalen Öffnungsflügel. Auch vor den Flügeln kommen Keramik-Baguetteelemente zum Einsatz, die hier als feststehender Sonnenschutz und als Absturzsicherung dienen. Die plastisch gestaltete Fassade ist einerseits langlebig und robust und wirkt andererseits durch das Spiel von Licht und Schatten sehr lebendig und hochwertig. Für die Dachdeckung sind Glattziegel vorgesehen, die mit ihrer Anthrazit-Oberfläche farblich an das Dach des Altbaus angepasst sind.
Die Innenräume sind sehr transparent und hell gehalten, um eine angenehm freundliche Arbeitsatmosphäre und eine hohe Aufenthaltsqualität zu erzielen. Das Material Holz und die Farbe Weiß sind hier bestimmend.
Gebäudetechnik und Ökologie
Vorrangiges Ziel bei der Auswahl der Baumaterialien und bei der Planung der Gebäudetechnik ist es, ein in jeder Hinsicht nachhaltiges Gebäude zu schaffen. Dabei spielt der Einsatz von Holz als dominierender Baustoff eine besondere Rolle. Der Baukörper des Erweiterungsgebäudes ist sehr kompakt gehalten, die Außenbauteile hochwertig gedämmt und die Konstruktionen wärmebrückenfrei. Die Lüftung der Räume erfolgt größtenteils als natürliche Fensterlüftung. Der Ratssaal erhält zusätzlich eine mechanische Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Angemessen dimensionierte Fensterflächen, ein außenliegender Sonnenschutz mit Lichtlenkfunktion an allen größeren Glasflächen sowie hochwertige, neutrale Sonnenschutzverglasungen sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen einer guten Tageslichtausnutzung und einem möglichst geringen Wärmeeintrag.
Für die Grundlast der Wärmeerzeugung ist eine geothermische Anlage mit vier 99 Meter tiefen Erdsonden und einer Gas-Absorptionswärmepumpe vorgesehen. Die Spitzenlast wird über einen Gas-Brennwertkessel abgedeckt. Für die Stromerzeugung ist eine Photovoltaikanlage mit Solardachziegeln geplant, mit der Möglichkeit, einen Speicher nachzurüsten.
Pläne Erweiterung Rathaus
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