In idyllischer Lage zwischen Schwäbischer Alb und Landschaftsschutzgebiet Rammert liegt die Gemeinde Ofterdingen. Die mitten durch den Ort fließende Steinlach ist zugleich namensgebend für das Steinlachtal. Im Flussbett freigespült liegt das "Ofterdinger Schneckenpflaster" entlang der Kriegsstraße. Es sind riesige fossile Ammoniten und Austernmuscheln, die unter Naturschutz stehen. Das Ofterdinger Schneckenpflaster ist seit September 2016 ein Geopoint des Unesco Geoparks Schwäbische Alb und erhielt im Jahr 2019 die Auszeichnung "Nationales Geotop der Bundesrepublik Deutschland".
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf um 1150, als hier eine Gerichtsversammlung unter Vorsitz des Pfalzgrafen Gottfried von Calw stattfand. Im 14. Jahrhundert gehörte das Dorf den Grafen von Zollern, von denen es 1346 Friedrich Herter von Dußlingen erwarb. Sein Nachkomme Jakob Herter musste 1417 Ofterdingen an das Kloster Bebenhausen verkaufen. Fortan war das Dorf Teil des Klostergebiets, nach der Reformation 1534/35 des Klosteramts Bebenhausen. Von 1807 bis 1810 gehörte Ofterdingen zum Oberamt Tübingen, anschließend zum Oberamt Rottenburg bis zur Bildung des Landkreises Tübingen im Jahr 1938.
Dass der berühmte Minnesänger Heinrich von Ofterdingen aus unserer Gemeinde stammt, ist bislang nicht beweisbar. Der Name Ofterdingen kommt als Ortsname nur im Steinlachtal und als Burgname in der Nähe von Waldshut vor.
Die auch von Goethe bei seinen Reisen mehrfach benutzte und beschriebene "Schweizer Straße", die Vorgängerin der heutigen Bundesstraße, ist ein Chausseebau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. In einer an der Straße gelegenen Gastwirtschaft speiste der Dichter im Oktober 1797 zusammen mit seinem Sekretär Geist.
Bis heute erhalten und teilweise unter Denkmalschutz stehen private Fachwerkhäuser in der Kirchstraße, im Höfle und an der Tübinger Straße (früherer "Weißer Ochse").
Die einmalige und herrliche Lage des Friedhofs auf dem Ofterdinger Berg verdanken wir der einst dort stehenden mittelalterlichen Pfarrkirche St. Moriz, die 1567 abgebrochen wurde. Neben dieser Kirche befand sich auch eine Beginenklause. An die damals dort lebenden Nonnen erinnern noch heute der "Nonnenweg" und der "Nonnenbrunnen" sowie das in der jetzigen Mauritiuskirche erhaltene Chorgestühl aus der Bergkirche.
Das Rathaus
- Das 1523 erbaute Rathaus wurde mehrfach baulich verändert. In seinem Erdgeschoss befanden sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Gemeindebackküche, später die Freibank und der Arrest. Zuletzt wurde 1966 das Erdgeschoss umgebaut, 1977 legte man das Fachwerk frei und 1998 erhielt es einen Treppenhausanbau. Über der ursprünglichen Eingangspforte sind die Wappen von Württemberg und Bebenhausen sowie vermutlich von Hohenberg neben einem Schriftband mit der Jahreszahl 1523 angebracht. Im Zimmer des Bürgermeisters sind bis heute zwei spätgotische Glasmalereien des heiligen Georg und des württembergischen Wappens erhalten geblieben. Im Jahr 2021 wurde der Baubeschluss zur Sanierung und Erweiterung des Rathauses gefasst.
Zehntscheune
- Im Burghof steht seit 1568 die Zehntscheune, erbaut mit den Steinen der ehemaligen Pfarrkirche auf dem Ofterdinger Berg. Nach einem Großbrand 1956 wurde sie wiederaufgebaut. Erhalten blieben teilweise die Außenmauern und die Rundbogentore. Der damals gefundene Mauritiusstein, eine Spolie aus der Bergkirche, wird in der Kirche aufbewahrt. In der Zehntscheune befinden sich Räumlichkeiten der Burghof-Schule und ein Festsaal.
Gemeinschaftsschule
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Ebenfalls auf dem Burghof liegen die weiteren Gebäude der Burghof-Schule – eine Gemeinschaftsschule, welche sich in Primar und Sekundarstufe gliedert. Neben den neuen Räumlichkeiten in der Zehntscheune gibt es das Fachwerkhaus, erbaut 1864, sowie den 1912 erstellten Hauptbau und die Erweiterungsbauten aus den Jahren 1964 und 1986. Im Jahr 2009 wurden 4 neue Klassenzimmer angebaut und eine Mensa, die im Jahr 2010 fertiggestellt wurde. Abgerundet wird das Schulgelände durch die 1982 eingeweihte Burghof-Halle. Viele kulturelle, gemeinnützige und sportliche Veranstaltungen finden in dem gemeindeeigenen Gebäude statt. Im angrenzenden Gewann "Brühl" wurde 1998/99 das Schulsportgelände gebaut. Daneben entstand 1998 das Jugendhaus.
Kindertagesbetreuung
- Der erste Kindergarten verdankt seine Entstehung der Stiftung des nach Amerika ausgewanderten Martin Schmid und wurde 1915 in der Ursulastraße gebaut. Neben dem Kindergarten Ursulastraße verfügt die Gemeinde Ofterdingen über den Kindergarten Lehr, die Kindertagesstätte Banweg, die Kinderkrippe Bambini und den Waldkindergarten Siebeneich und kann so ein breites Angebot in der Kindertagesbetreuung anbieten. Erweitert wird dieses Betreuungsangebot künftig durch das Kinderhaus Weiherrain, für welches 2021 der Baubeschluss gefasst wurde.
Kirche
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Die spätgotische evangelische Mauritiuskirche liegt auf der höchsten Stelle des Ortskerns und wurde 1522 bis 1534 anstelle einer dort bereits vorhandenen Kapelle und neben dem im 15. Jahrhundert errichteten Kirchturm erbaut. Der im alles überragenden Turm mit Zinnen, Turmzier und "Totenglöckle" untergebrachte Glockenstuhl stammt aus dem Jahr 1502. Aus demselben Jahr stammen zwei der insgesamt vier Glocken, darunter die über eine Tonne schwere Marienglocke. Die Kirche erlebte mehrfache Umbauten und Renovierungen, wobei zuletzt 1985/86 die spätgotische Bemalung des Netzgewölbes im Chor wieder angebracht und die Empore in ihren ursprünglichen Zustand versetzt wurde. Der Chor erhielt 1995 anstelle älterer Werke eine Metzlerorgel mit hervorragendem Klang.ie erste neuapostolische Kirche in der Gemeinde Ofterdingen wurde 1960 in der Kriegsstraße errichtet. Im Baugebiet "Auf der Lehr" errichtete die Neuapostolische Kirche dann im Jahr 1973/74 einen großzügigen modernen Kirchenneubau.
Engagement
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Durch viel ehrenamtliches Engagement konnte im Jahre 1998 ein Museum vor allem mit alten landwirtschaftlichen Geräten in der Sattlergasse eröffnet werden. Bis Juli 2002 erfolgte eine Erweiterung auf etwa den dreifachen Umfang.
Im Jahre 2000 feierte die Bürgerschaft Ofterdingens mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen das 850-jährige Bestehen ihrer Gemeinde. Höhepunkt des Festjahres war sicherlich das Festwochenende vom 30. Juni bis zum 03. Juli 2000 mit einem großen Festumzug.
In der Ortsmitte von Ofterdingen entstand 2001 das Seniorenhaus Mauritiusblick. Diese Einrichtung bietet sowohl Plätze für Betreutes Wohnen als auch Plätze für Kurz- und Langzeitpflege. Offiziell eingeweiht wurde das Seniorenheim im Juli 2003. Es wird gemeinsam durch die Gemeinde Ofterdingen und die Körperbehindertenförderung Neckar-Alb in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts betrieben.
Lebendige Gemeinde
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Aus einem ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Dorf ist zwischenzeitlich eine lebendige Gemeinde aus Geschäfts-, Handwerks-, Kleingewerbe- und landwirtschaftlichen Betrieben sowie mittelständischen Industriebetrieben mit überwiegender Holz-, Metall- und Kunststoffverarbeitung, Dienstleistungsbetrieben und öffentlichen Einrichtungen geworden.
Die vielen Vereine, Verbände und Organisationen bieten Möglichkeiten des Kennenlernens und ein reichhaltiges Angebot an sportlichen, kulturellen, sozialen und politischen Veranstaltungen sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und ausländische Mitbürger.